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Gehst du noch spazieren...oder spielst du schon?

Mein Dorf ist das Dorf mit den super Spazierwegen. Alle sagen das. Sie sind klein und fein, romantisch und sie durchziehen das ganze Gebiet. Stundenlang kann man das Dorf abspazieren ohne vielen Autos zu begegnen. Ich habe begonnen sie auszuprobieren – diese Wege. Und was ist passiert? Schon nach dem dritten Spaziergang bin ich abtrünnig geworden.


Ich hab den schönen Weg verlassen, weil es mich hineingezogen hat in den Wald. Da waren rote Beeren, die in der Abendsonne herausgeleuchtet haben aus dem schwarzen Tannengrün. Da musste ich nachschauen. Und schon war es geschehen. Ab vom Weg, hinein ins Abenteuer. Außer den roten Beeren habe ich noch ein Bächlein gefunden, so eins neben dem man zu singen anfangen muss. Dort gabs dann auch lehmige Erde. Die Perlen, die ich daraus gemacht habe trocknen gerade auf meinem Küchentisch. Aufregend ging es weiter, vielleicht eine Stunde lang, bis ich irgendwann ganz zufällig wieder auf den Weg gelangte. Hüpfend und singend. Vor den anderen Spaziergängern wars mir nicht mal peinlich.


Was ich über mich gelernt habe: Ich finde die schönen Wege echt gut. Es ist leichter für mich in Bewegung zu kommen, wenn am Anfang ein schöner Weg einlädt. Und dann, dann sind es die Abwege, die übernehmen sollten. Sie machen mich nämlich glücklich, weil sie meine ganz individuellen sind. Sie erfüllen mich, weil ich Dinge finde, die ich mir gar nicht vorstellen konnte. Sie machen mich lebendig, weil ich auf ihnen total wachsam bin und mit all meinen Rote-Beeren-Antennen Ausschau halte.


Auf den Abwegen kommt alles auf mich selber an. Da hat niemand vor gedacht oder eingeebnet. Da gibt es keine Zäune und Leitplanken.


Da kann ich rausfinden, was meine eigenen Wegweiser sagen. Auf den Abwegen bemerke ich, dass ich mich von Natur aus zurecht finden kann und dass ich von Natur aus froh werde - ganz von selbst. Gelobt seien also die schönen Wege, geehrt sei das saubere Dorf – aber vergessen wir nicht, die gekehrten Pisten als Gelegenheiten zu nutzen, um endlich auf Abwege zu gelangen. Steigen wir vom Kies in den Gatsch und lassen uns frohen Lauf.

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